Hans Magnus Enzensberger-Der kurze Sommer der Anarchie. Das Leben und Sterben des Buenoventura Duruti
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14. Juli 2009
Der kurze Sommer der Anarchie
Demokratie-Herrschaft des Volkes
Demokratie.Die Herrschaft des Volkes. Eine Abrechnung
Jörg Bergstedt
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Kurze Geschichte des ital. Faschismus
Kurze Geschichte des italienischen Faschismus
Bruno Mantelli
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Anarchie als Direktdemokratie
Cooles Cover (Werbeplakat: „Champagner der Spitzenklasse“ mit Graffiti „für alle“). Das wars aber auch schon: Das Buch trägt den Untertitel die Zeile: „Selbstverwaltung, Antistaatlichkeit“ und fordert ihm Text einfach nur Basisdemokratie. Dass Basisdemokratie immer noch ein Herrschaftssystem ist, in dem ein „Wir-alle“-Kollektiv serienmässig Entscheidungen, die für alle zu gelten haben, fällt, wird bereits im Vorwort wegdefiniert. „Demokratie ist ein Begriff, der aus dem Griechischen kommt, und übersetzt „Volksherrschaft“ heisst. Ich interpretiere dies als Selbstherrschaft des Volkes oder um den Begriff „Herrschaft“ zu vermeiden- als „Volksselbstbestimmung“. Herrschaft wird also einfach zu Selbstbestimmung, wenn mensch für diesen Zustand das Wort vermeidet… davon dass Völker scheiße und erfunden wurden, um ihn ihrem Namen die eigene Politik durchsetzen zu können, mal ganz zu schweigen!
Syndikat A Medienvertrieb ISBN 3-00-002097-7
Antwort vom Autor Ralf Burnicki auf die Rezension:
Einige Anmerkungen zur Besprechung von „kaputterturnschuh“ zum Buch: „ANARCHIE ALS DIREKTDEMOKRATIE“:
Was war denn das? Das ganze o.g. Buch handelt doch davon, dass niemand über irgendjemanden bestimmen darf und von der Ablehnung jeglicher Herrschaft. „Hierarchien … bedeuten Inhumanität“ (S. 53)!!
Dass hier der Begriff „Direktdemokratie“ zur Beschreibung anarchistischer Ziele verwendet wurde, hat nichts, aber auch gar nichts mit bürgerlichen Vorstellungen von „Demokratie“ (repräsentativ, mehrheitsdominiert, bestenfalls Plebiszite, Wahlorientierung statt Autonomie) gemein. Das Buch handelt von nichthierarchischen Perspektiven der Selbstorganisation aller Menschen. Was Strömungen im Anarchismus hierunter verstanden haben, wird ja reichlich
erläutert, insbesondere auch die horizontale Organisationsvorstellung, die besagt, dass niemand (auch kein/e Delegierte/r) irgendeine Entscheidung im Namen anderer fällen darf (S. 54 u.-56)!
Die Kurzrezension geht über den Inhalt des Buches sehr lässig hinweg.
Dass im Vorwort das Wort der „Demokratie“ bereits selbstkritisch auseinandergepflückt und im Wissen um die Herrschaftsgebundenheit der Sprache
nur als „Hilfskonstrukt“ benutzt wird, übergeht die ‚Besprechung‘ von
‚kaputterturnschuh‘ geflissentlich. Stattdessen nimmt der Verfasser/die
Verfasserin meine selbstkritischen Anmerkungen selbst als Steilvorlage, um das Buch in den Arsch zu treten (mögen die LeserInnen daher besser selbst
nachlesen, s. S. 9, 10 o.). In dem Buch steht klar: „Dabei zeigt aber gerade der
Begriff der ‚Demokratie‘ (etwa als ‚Volksherrschaft‘) auf, dass wir in dieser Zeit noch keine ‚echten‘ freiheitlichen Ziele formulieren können. Weil im Wort ‚Demokratie‘ … ‚Herrschaft‘ begrifflich mitgeschleppt wird“. Und so weiter. Den Begriff des „Demos“ („Volk“) habe ich in der nächsten Seite suspendiert und durch „Volx“ ersetzt (S.10 oben), weil mir dieser Begriff ein Greuel ist und ich
als Anarchist und Antifaschist Gegner von gesellschaftlichen Konstruktionen bin, die über Individuen hinausgreifen. Wer genauer hinsieht, findet den Begriff
des „Volks“ deshalb ständig (!) in Anführungszeichen gesetzt. Der Rezensent
hat auch das mal locker übersehen: wozu denn auch verstehen wollen, was mensch
schon verstanden glaubt.. Der Begriff der anarchistischen „Direktdemokratie“ (i.S.v. Selbstbestimmung ohne „Oben“) wurde schlicht deshalb gewählt, weil dieser Begriff am Ehesten imstande scheint, (Zitat) „zwischen den Bedingungen der Gegenwart und einer anarchistischen Zukunft vorstellungsmäßig zu vermitteln“ (S. 10). Bzw. um die folgende Frage zu beantworten: Wie erkläre ich meinem
Nachbarn, was „Anarchie“ ist? Tatsächlich finden ja politische Debatten oft auf der Folie des Begriffes der „Demokratie“ statt, daher benutzen auch die AnarchosyndikalistInnen der FAU den Begriff der „Direktdemokratie“, oder die GraswurzlerInnen den Begriff der „Basisdemokratie“, um sich in der Öffentlichkeit (die ja leider nicht nur aus AnarchistInnen besteht) verständlicher zu machen. Deutlich steht im Buch daher nachzulesen, dass der
Begriff der „Direktdemokratie“ nur vorläufig sei (S. 10).
Bei der Beschreibung von ‚kaputterturnschuh‘ hatte ich das deutliche Empfinden, dass hier ziemlich schnell geurteilt wurde (Begriffskritik), statt die Hauptaspekte des Buches (Beschreibung der diversen anarchistischen Ideen und praktischen Ansätze) aufzugreifen. Wirklich schade.
Mit solidarischen Grüßen
Ralf Burnicki
Mehr zum Streit, ob Anarchie und Basisidemokratie zusammen passen.
Die Töchter Egalias
Die Töchter Egalias
Gerd Brantenberg
Wir schreiben das Jahr so und so viel nach Dona Klara. In der Welt frauscht das Matrichat. Die gesamte Gesellschaft ist absolut an Frauen orientiert. Als Schönheitsideal für Frauen gilt: Gross, stark, kräftig, dominant. Männer hingegen gelten als schön, wenn sie klein, dick, schüchtern und mit kleine Penisen ausgestattet sind. Ind dieser Welt wird Petronius erwachsen. Nach und nach bricht er mit überkommenen Vorstellungen und Erwartungen, bis er sich mitten in der gerade entstehenden Männerbewegung Egalias wieder findet.
Der Roman verdreht nahezu jedes gängige Klischee, ohne überzogen oder künstlich bemüht zu wirken. Gnadenlos wird die Ausstauschbarkeit gängiger biologistischer Vorstellungen vorgeführt. Das Lachen bleibt einem förmlich im Halse stecken. Und auch mit Kritik an angeblich emanzipatorischen Bestrebungen wird nicht gespart, wenn z.B. die parlamentarische Strategie völlig ins Leere läuft, oder sich die MÀnnerbewegung darüber strreitet, ob Männer die friedlicheren Befrauschungskonzepte aufstellen könnten, oder ob Männer überhaupt in der Lage seien, Landwirtschaft zu betreiben, weil sie ja nachweislich nicht so sehr mit der Erde verwurzelt seien wie Frauen.
Michael Moore-Querschüsse
Gnadenloser Trash-Große Buchstaben, kurze Kapitel, platte, verkürzte Analysen und mackerige Sprüche. Ab und zu ein guter Witz.
Zu behaupten, hinter dem Buch stünde kein Ideologiekonzept ist falsch. Es gibt sehr wohl eins: Ein Grauseliges. Es wimmelt nur so vor Verallgemeinerungen, Zuschreibungen und Kollektivsubjekten. Ständig geht es um die Konzerne, die Amerikaner, die Deutschen. Auch die Relationen, in denen diese angeblich stehen sind deutlich verkurzt. So z.B. Moores Erklärungen über das Entstehen von Fremdenfeindlichkeit. Wenn es so einfach wäre, dass die angeblich korrupten Medien Migranten zu Sündeböcke für wirtschaftliche Entscheidungen stempeln, müsste mensch nur eine linke Bildzeitung bauen (versucht Moore mit seinem Stil ja auch…).
Auch beim Thema Sexismus wendet mensch sich besser gruselnt ab: Die Erklärungsmuster, warum Hillary Clinton ständig unter sexistischem Bashing diverser Medien leidet, trifft selber nur so vor angeblich liberaler sexistischer Zuschreibungen.
Ob Moores Konzebte überhaupt emanzipatorisch sind, ging natürlich in liberal-linken Zusammenhängen völlig unter-was gehypted wird, ist schliesslich gut…
Inn meinen Augen ist Moore ein krasser Nationalist. Es macht den ganzen Kram, nicht weil er etwas an Herrschaft oder Ausbeutung ändern möchte, sondern er möchte wieder in einem lebenswerten Land leben. Er attackiert Bush nicht aus Prinzip, sondern weil Moore glaubt, dass Bush seine Nation ruiniert. Alles möge bitte wieder geordnet unterwürfig sozialstaatlich bevormundet zugehen…
Zum Kotzen ist eigendlich nicht das Buch, sondern die linke Bewegung, die so etwas abfeiert…
Bei Moore gibt es jedoch Punkte, die deutlich radikaler sind, als die gängigen deutsch-linken Konzepte: So attackiert er Gewerkschaftsführer, die sich hinter Sozialpartnerschaft verschanzen.
Ein besonders Augenmerk verdient das Kapitel über die Prozesse gegen O.J. Simpson. Im ersten Tiil hält sich Moore gar nicht mit der Frage „Schuldig oder Unschuldig“ auf, sondern attackiert eine Gesellschaft, in der es völlig toleriert ist, seine Frau zu misshandeln und zu schlagen, bei einem Mord aber keine sozialen Zusammenhänge mehr sieht, und Totesstrafe fordert…
Die Analogie würde ich hier auf linksradikale Zusammenhänge münzen, die es nicht hinkriegen, über offene Kommunikation und direkte Intervention einen emanzipatorischen Umgang mit Konflikten zu finden, aber angebliche Täterschutzer am liebsten in Sicherheitsverwahrung wegsperren würeden.
Wie die Weltrevolution einmal aus Versehen im Schwarzwald begann
Adrian Geiges-Wie die Weltrevolution einmal aus Versehen im Schhwarzwald begann
Eichborn-Verlag ISBN 978-3-8218-5661-2
Aus jedem Buch kann mensch etwas mitnehmen. Es kommt auf den Leser an. So auch hier.
Adrian Geiges beschreibt angeblich seine eigene Geschichte. Vom DKP-Funktionär mit DDR-„Ausbildung“ zum verbandseigenem Reporter für die Parteizeitung „Elan“ über Moskau und den „Quotennutten“ vom Boulevardmagazin „Knall“ zum Manager eines multinationalen Verlags-Konzerns in Shanghai.
Und es ist die Geschichte eines enagagierten idealistischen Jugendlichen, der in den hierarchischen staatfetischistischen Strukturen der DKP lernt, über die „kleinen Dinge und Widersprüche“ des Alltages hinwegzusehen, in der DDR und Sowjetunion desillusioniert wird, und schließlich alle Dinge gelernt hat, die er als multinationaler Manager gelernt hat. Manchmal meldet sich zwar sein Gewissen, aber das ist eines der „kleinen Dinge“ des Alltages…
Interessant ist das Buch aufgrund Geiges persönlicher Erlebnisse in vielen (ex-)kommunistischen Ländern und Realitäten. Und es zeigt deutlich, das es bei kommunistischen Organisationen wenig um die Interessen der einzelnen Individuen geht, sondern um Macht. Offenbar besonders um Macht über Frauen. Glaubt mensch Geiges, kam es auf sog. Seminaren sogar zu Vergewaltigungen. Aber bei der DKP lernte Geiges über die „kleinen Dinge“ hinweg zu sehen…E ist wie Geiges über die Methoden der MitgliederInnenwerbung selber schreibt: „Gegen arbeitslosigkeit und Atomraketen! Über Mauer und Menschenrechte konnte man später noch reden“.
Nach dem Ende der DDR geht Geiges in die UdSSR. Er hoffte auf Gorbatschof und einen „Sozialismus mit menschlichen Anlitz“. Von seinen Erfahrungen wird er jedoch gründlich desilusioniert: Regt er sich noch noch als Abiturient über die Bildzeitung auf, so lernt er bei „Elan“ zwischen „wahr „und „wahrhaftig“ zu unterscheiden. Dies hilft ihm später, beim Boulevardmagazin „Knall“ in Moskau zu arbeiten. Dort lernt er, dass Sex die Quote hebt, aber nicht das Thema des Beitrags sein dürfe. Dass er diese Maxime heute noch beherzigt, zeigen die zahllosen Affären, die er penetrant in den Handlungsstrang einflechtet.
Wichtiger sind die schlüsse aus dem Buch: Wenn angeblich emanzipatorischem Handeln die herrschaftskritische Ebene fehlt, hilft auch der größte Idealismus nicht, um etwas zum Beseeren zu wenden.
Marketeasing-Werbung total anders!
Marketeasing-Werbung total anders- Bernd Rötlingshöfer
Erich Schmidt Verlag ISBN 3-50-09052-5
“Ganz ehrlich: Die klassische Werbung tot.” Diese Erkenntnis setzt das Buch voraus. Marketing-Experte Rötlingshöfer sagt es sehr offen und deutlich: “Werbung nervt.” Werbung vergraule Menschen. Werbung schaffe keine Kunden. An verschiedenen Beispielen erläutert Rötlingshöfer dieses Phänomen. Sei es an der sog “Bannerblindness” im Internet, am “Wegzappen” beim Fernsehen oder an Erlebnissen aus seinem Alltag. So beschreibt er die heile Welt einer Marketingabteilung, in der er arbeitete. Mit jeder Kampagne steigende Bekanntheitsgrade. Aber trotzdem sinkende Umsätze…
Sein Vorschlag: Umlernen. Marketeting-Etat kürzen. Neu Anfangen. Sein Prinzip “Marketeasing” kombiniert verschiedene Ansätze neu miteinander. Als erstes vertritt er die These, dass das alte Organisationsprinzip der Medien “Eine/r zu vielen” (Fernsehen, Radio, Zeitung) überholt sei. Leitmedien gäbe es nicht mehr. An deren Stelle sei das “Eine/r zu einigen”-Prinzip getreten, da das Internet zunehmend wichtiger werde.
Als zweites schlägt er vor, das Unternehmen sich auf “Fans” stützen solle. In diesem Prinzip sei der Erfolg der NGOs zu erklären. Da diese nur schmale Bugdets hätten, bliebe ihnen gar keine andere Wahl, als kleinräumig, dezentral, vernetzt und selbstorganisiert zu agieren. Das “klassische” Marketing, also das Gewinnen und Überzeugen neuer UnterstützerInnen/Kunden wurden bei NGOs überzeugte Ehrenamtliche übernehmen, die die Ziele der NGO/ die Proddukte des Unternehmens als Multiplikatoren an ihr Umfeld herantragen. Nach diesem Modell sei der Erfolg von Firefox und Apple zu erklären.
Daraus folgend schlägt Röthlingshofer vor, sich mehr auf Kundenbindung zu verlegen. Unternehmen müssten Kunden das Gefühl geben, “dabei zu sein”. Hier schließt Röthlingshofer wieder an die “Brand-Logic” an, die z.B. Nike seit langem praktiziert.
Ein interessanter Aspekt des Buches ist, dass Röthlingshofer fordert, den ganzen “Marketing-Müll” über Bord zu werfen und statt dessen z.B. das Organisationsmodell der NGOs zu kopieren, um Unternehmen effizienter zu machen. In der NGO-Welt läuft gerade ein anderer Prozess ab: Die dortigen Bewegungseliten werfen zunehmend das NGO-Modell über Bord, und führen den von Röthlingshofer verworfenen “Marketing-Müll” ein. Ob darin der tendenzielle Spendenrückgang für NGOs eine Erklärung findet?
Eine andere Frage ist, ob Werbung wirklich tot ist. Röthlingshofer stützt diese Behauptung auf die These, dass nach Marketingskriterien “erfolgreiche” Kampagnen schon lange keine NeukundInnen mehr garantieren. Als Marketingexperte übersieht er hier, dass Werbung eventuell andere Effekte haben könnte. Nämlich bewustseinsbildene.
Ich denke, das Aufgreifen von Klischees, Stereotypen und Wertvorstellungen in der “Old-School-Werbung” die auch laut Röthlingshofer zum Eskapismus neigt, verstärkt die in dieser Gesellschaft ohnehin schon bestehenden diskriminierenden Diskurse wie z.B. Frauenfeindlichkeit oder Schlankheitswahn. Selbst wenn die Werbung also fast tot ist, gibt es für Adbusters noch jede Menge zu erledigen.