Husuma

14. Juli 2009

Michael Moore-Querschüsse

Gnadenloser Trash-Große Buchstaben, kurze Kapitel, platte, verkürzte Analysen und mackerige Sprüche. Ab und zu ein guter Witz.

Zu behaupten, hinter dem Buch stünde kein Ideologiekonzept ist falsch. Es gibt sehr wohl eins: Ein Grauseliges. Es wimmelt nur so vor Verallgemeinerungen, Zuschreibungen und Kollektivsubjekten. Ständig geht es um die Konzerne, die Amerikaner, die Deutschen. Auch die Relationen, in denen diese angeblich stehen sind deutlich verkurzt. So z.B. Moores Erklärungen über das Entstehen von Fremdenfeindlichkeit. Wenn es so einfach wäre, dass die angeblich korrupten Medien Migranten zu Sündeböcke für wirtschaftliche Entscheidungen stempeln, müsste mensch nur eine linke Bildzeitung bauen (versucht Moore mit seinem Stil ja auch…).

Auch beim Thema Sexismus wendet mensch sich besser gruselnt ab: Die Erklärungsmuster, warum Hillary Clinton ständig unter sexistischem Bashing diverser Medien leidet, trifft selber nur so vor angeblich liberaler sexistischer Zuschreibungen.

Ob Moores Konzebte überhaupt emanzipatorisch sind, ging natürlich in liberal-linken Zusammenhängen völlig unter-was gehypted wird, ist schliesslich gut…

Inn meinen Augen ist Moore ein krasser Nationalist. Es macht den ganzen Kram, nicht weil er etwas an Herrschaft oder Ausbeutung ändern möchte, sondern er möchte wieder in einem lebenswerten Land leben. Er attackiert Bush nicht aus Prinzip, sondern weil Moore glaubt, dass Bush seine Nation ruiniert. Alles möge bitte wieder geordnet unterwürfig sozialstaatlich bevormundet zugehen…

Zum Kotzen ist eigendlich nicht das Buch, sondern die linke Bewegung, die so etwas abfeiert…

Bei Moore gibt es jedoch Punkte, die deutlich radikaler sind, als die gängigen deutsch-linken Konzepte: So attackiert er Gewerkschaftsführer, die sich hinter Sozialpartnerschaft verschanzen.

Ein besonders Augenmerk verdient das Kapitel über die Prozesse gegen O.J. Simpson. Im ersten Tiil hält sich Moore gar nicht mit der Frage „Schuldig oder Unschuldig“ auf, sondern attackiert eine Gesellschaft, in der es völlig toleriert ist, seine Frau zu misshandeln und zu schlagen, bei einem Mord aber keine sozialen Zusammenhänge mehr sieht, und Totesstrafe fordert…

Die Analogie würde ich hier auf linksradikale Zusammenhänge münzen, die es nicht hinkriegen, über offene Kommunikation und direkte Intervention einen emanzipatorischen Umgang mit Konflikten zu finden, aber angebliche Täterschutzer am liebsten in Sicherheitsverwahrung wegsperren würeden.

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