Husuma

10. März 2010

Finns Haare stören die Bundeswehr noch immer…

Finn wurde zum 1.1.2010 in die Nienburger Clausewitzkaserne (7./Bataillon Elektronische Kampfführung 912) zum Wehrdienst eingezogen. Nachdem Finn sich weigerte, für die Wehrpflicht seine Haare schneiden zu lassen, gab es eine Menge Ärger. Finn entschloss sich, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern, und in den Zivildienst zu wechseln. Eine Entscheidung die, er bis jetzt nicht bereut: „Ich bekam damals sehr viel Unterstützung für meine Entscheidung.“

Die Militärs sind schlechte Verlierer
Denn das Ableisten der militärischen Dienstpflicht im zivilen Sektor genügt der Bundeswehr offensichtlich nicht. Nachdem die Erziehungsmaßnahmen der Militärs nicht funktionierten, gab der Disziplinarvorgesetze (Hauptmann Neitzel!) der Clausewitz Kaserne die Befehlsverweigerung an die Staatsanwaltschaft ab. Finn wusste zwar von dieser Drohung, nahm sie jedoch nicht all zu ernst. Er rechnete damit, das die Sache mit dem Beginn seines Zivildienstes sich erledigt habe. Das ist nicht der Fall. Am 13.02.10 kam bei ihm Post von der Polizeiinspektion Nienburg / Schaumburg “ Fachkommissariat 3 an. Es handelte sich um eine Vorladung als Beschuldigter. Hierzu solle er sich am 11.02.10 in Nienburg melden. Durch die zu späte Zustellung und durch seinen Zivildienst, welchen Finn momentan in Potsdam tätigt, kam es erst am 25.02.10 zu einem ersten Telefonat. Den zuständigen Beamten interessierte jedoch nur ob er sich zum Vorwurf äußern wolle, was Finn verneinte, und gab es dann an die Staatsanwaltschaft Verden weiter.

Militärapparat aus dem Takt gebracht
Finn ist von den Auswirkungen seiner Haare auf die Ordnung der Bundeswehr fasziniert. ,, Ich hätte nie gedacht, das die Bundeswehr noch so einen Wirbelt darum macht, wo sie mich doch los sind.„ Stellt sich die Frage weshalb es gleich an die Staatsanwaltschaft abgegeben wurde. Selbst die Totalverweigerer müssen erst durch den Arrest durch, bevor sich die Staatsanwaltschaft damit befasst. Aber anscheinend hat die Bundeswehr mehr Angst davor, dass bald alle Soldaten über ihre Haarpracht frei entscheiden wollen als dass es einige Totalverweigerer mehr gibt! sagte Finn.

Finn fühlt sich zu ungerecht behandelt und will sich nicht unterkriegen lassen. Das war der entscheidende Auslöser für mich, um für meine Grundrechte zu kämpfen. Sie müssen von jedem eingehalten werden. Auch vom deutschen Staat und seinen Militärs. Mir liegt viel an der persönlichen Entfaltung des Einzelnen und so kann es nicht sein, das Menschen von der Bundeswehr zu etwas gezwungen werden. Letzten Endes ist kein Wehrpflichtiger ganz freiwillig da.

Zur Frage, warum er nicht auch den Kriegsdienst total verweigert, äußert Finn sich selbstkritisch: Ich bin eigentlich kein Aktivist. Bis zu seiner Einberufung habe er ganz normal in einem kommunalen Servicebetrieb gearbeitet. Erst durch das konkrete Erleben der unmenschlichen Befehls- und Gehorsamstrukturen in der Armee habe ich beschlossen, das abzulehnen! Er habe großen Respekt vor Totalverweigerern wie z.B. Jan-Patrick aus Flensburg, der immer noch auf sein Verfahren wartet, oder AktivistInnen wie Hanna Poddig, die am 10.3.2010 erneut in Flensburg wegen der Blockade eines Militärtransportes vor Gericht steht. Aber mir selber fehlt oft der Mut, dann doch so weit zu gehen. Deswegen sei es auch sehr wichtig für Finn gewesen, dass ihn sehr viele Menschen in seinen 3 Wochen bei Bundeswehr u.a. mit Briefen unterstützt hätten. Die Erfahrung, das Menschen mit mir solidarisch sind, obwohl ich letztendlich nicht 100% konsequent bin, gibt mir den Mut, auch zu versuchen, das Strafverfahren widerständig zu führen.

Finn ist gerade dabei, sich einen Anwalt zu nehmen und Aktionen zu planen. Wenn ihr Lust habt was zu machen, Infos, Tipps oder selber Ärger mit der Bundeswehr habt, so meldet euch bei Finn. Kontakte wären super. Ganz speziell über Kontakte aus Nienburg würde Finn sich freuen, denn dort wird die Gerichtsverhandlung seines Falles stattfinden, und dort sind auch die Militärs beheimatet, die sich solche Mühe geben, Finns wegen seines Mutes, angesichts militärischer Strukturen Nein! zu sagen, zu verfolgen.

Finns Mailadresse: dreadsoldier(at) gmx.de

Kontodaten zur Unterstützung bei den Anwaltskosten:

Konto: Spenden und Aktionen,
KtoNr 92881806,
BLZ 51390000,
Volksbank Mittelhessen,
Betreff: Spende Finn

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