Husuma

29. September 2008

Aktion gegen das Heaven in Husum


Am Samstag den 05.07.2008 fand in Husum, anlässlich des „Heaven in Husum“- Festivals eine Gegenveranstaltung von einer Gruppe Jugendlicher statt. Die Veranstalter lassen folgendes verlauten: „Vom 4.-6. Juli 2008 kommen mehr 1000 Jugendliche aus Schleswig-Holstein und Hamburg zu unserem ultimativen Festival. Dann ist die historische Altstadt von Husum Wohnzimmer der evangelischen Jugend.“ Die Pastafari sahen dies als optimale Gelegenheit, um neue AnhängerInnen für IHRE Religion zu werben. Als Piraten verkleidet, schlugen sie ihr Lager entlang der Hafenpromenade auf und verteilten Flyer und kostenlose Nudeln mit Soße.

Das fliegende Spagettimonster
Grund für dieses etwas skurrile Auftreten der sog. „Pastafari“ war der Glaube an das fliegende Spaghettimonster (FSM). Dieses habe einst die Welt erschaffen. Weder die darwin’sche Evolutionslehre noch der Kreationismus, seien Grund für das Dasein unserer Erde, so die Anhänger des FSM.

Debatte gegen Kreationismus entfachen
Gegründet wurde diese Religion im Juni 2005 von einem amerikanischen Physiker namens Bobby Henderson. Sein Ziel war es gewesen, der Debatte um die Glaubenslehre in diversen amerikanischen Schulen entgegenzuwirken. Henderson entwickelte somit eine Parodie, die dem Kreationismus als auch der Evolutionstheorie die Legitimation entzieht. Sein Beweggrund war, dass der persönliche Glaube, in wissenschaftlichen Unterrichtsfächern nichts zu suchen habe, und dass die Glaubenslehre einen Sonderstatus in unserer heutigen Gesellschaft bietet, und somit ein System darstellt, nach welchem sich die Menschen zu richten hätten. Die subjektive Einstellung zur Entstehung der Welt, die subjektive Einstellung zum Glauben, sind aufgrund ihrer Subjektivität nicht absolut und dürfen aufgrund dessen kein allgemein gültiges System darzustellen versuchen.

Beweise fürs Spagettimonster?
Jegliche empirische Nachweise von der Entstehung wurden absichtlich vom FSM geschaffen, um den Menschen das „Selber-Denken“ zu lehren. Das FSM erschuf die Welt um uns Menschen glauben zu lassen, dass die Welt älter sei, als sie eigentlich ist. Hendersons Intention war es also gewesen, den Kindern in sämtlichen Schulen Amerikas eine weitere Möglichkeit der Entstehung zu liefern, basierend auf dem „Intelligent Design“, wodurch diese sich dann entscheiden können, woran sie glauben wollen. Auf diese Weise soll die Sonderstellung des christlichen Glaubens eliminiert werden.

Evolutionslehre als religiöser Dogmatismus
Der Kreationismus biete nach Henderson seine einzige Legitimation im Glauben an das Christentum. Hier versuche eine religiöse Gemeinschaft mit politischem Bestimmungsvermögen, motiviert durch den in der Religion verwurzelten Dogmatismus, das Lehren einer empirischen Wissenschaft in den Schule zu verbieten. Das Bestreben, den eigenen Massenglauben aus Geltungsdrang weiter zu stärken und zu verbreiten, werde, neben einer hiermit verbundenen Negierung des Selbstbestimmungsrechts und der Meinungsfreiheit, ein gefährliches, unreflektiertes Mitläufertum entstehen lassen. Um auf die entscheidene Wichigkeit dieser Reflektion und persönlichen Auseinandersetzungen mit dem eigenen Glauben hinzuweisen, erschuf Henderson die sarkastisch-provokante Karikatur des Christentums. Damit sprach er sich für die Selbstbestimmung in Meinungspluralität und klar gegen staatlich organisierten religiösen Dogmatismus, der den Anfang der Kausalkette „Massenverdummung“ darstellt, aus.

Leben nach dem Tod mit dem Spagettomonster?
Den Pastafari erwartet nach dem Tod ein Biervulkan und eine Stripper-Fabrik im Himmel. In Anlehnung an den christlichen Slogan: „WWJD?“ (What Would Jesus Do?) verfolgt der Pastafari den Slogan: „WWAPD?“ (What Would A Pirat Do?). Das fliegende Spaghettimonster schreibt nämlich vor, dass alle seine nudeligen Anhängsel aussehen müsten wie Piraten. Damit das FSM nicht böse wird, wird dies auch von allen Pastafari verfolgt. Ein weiterer Grund dafür ist, dass es von den Pastafari empirisch nachgewiesen wurde, dass die sinkende Anzahl der Piraten im reziproken Verhältnis zum Klimawandel (Erdbeben, Hurrikans u.a.) stünde. Die Schlussfolgerung lautet also, dass jeder Pastafari, der Gutes tun und der globalen Erwärmung entgegen wirken will, die Anzahl der Piraten erhöhen müsse.

Gratis Nudeln
Die Husumer Aktivisten verteilten nicht nur kostenlose Nudeln an hungrige Christen und informative Flyer, sie entwarfen auch Banner, welche sie um ihr Lager herum aufhangen. Es waren Parolen wie „Spüre die Barmherzigkeit des Pastafari“, „Nudeln für die Welt“ oder auch „WWAPD“ zu lesen. Nicht nur auf ihrem Marsch an die Hafenpromenade sondern auch vor Ort war seemännische Musik zu hören. Jedoch wurde auch selbst musiziert. Ein paar der Aktivisten sangen ein selbst komponiertes Lied und begleiteten sich gegenseitig auf der Gitarre. Auf diese Weise zogen sie auch in die Innenstadt um das Interesse der Christen zu wecken und sie auf den Glauben aufmerksam zu machen und möglicherweise auch ein paar nudelige Anhängsel zu finden. (s.Video)

Nudeltaufe
Insgesamt fanden an diesem Nachmittag drei Taufen satt. Es konvertierten 18 junge Menschen zu den Pastafari. Die Zeremonie wurde jeweils offiziell durchgeführt, indem die Gläubigen sich auf den Boden knieten, jeweils eine Nudel bekamen und daraufhin ein Ansprache gehalten wurde. Danach mussten sie ihre Nudeln in Soße tunken und es wurde von allen Pastafari ein offizielles Gebet gesprochen, welches, in Anlehnung an eine japanische Nudelsorte, mit „Amen“ endet. Sie mussten die Nudeln essen und daraufhin wurde von allen ein Lied gesungen. Somit fand die Religion der Pastafari wieder neue Anhängsel und kletterte über die 10 Millionen Marke hinaus. (s.Video)

Insgesamt verlief die Gegenveranstaltung friedlich und die Jugendlichen wurden von einigen nächstenliebenden Christen und Ordnern nicht nur geduldet sondern auch verpflegt. Ach ja: Der für Husum und die Pastafari zuständige Staatsschützer KHK Stelling ist auch Anhänger der kritisierten christlich-fundamentalistischen Kreationstheorie.












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