Geplante Ehrenversammlung für Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß in Flensburg gescheitert
Verehrung eines Kriegsverbrechers
Am 17. August. 2009 riefen bundesweit wieder einmal (Neo) Nazis zum Flashmob (zu dt. „Blitzaufläufe“) auf, zum Gedenken an den vor 22. Jahren verstorbenen Rudolf Heß. Hierbei handelte es sich um den Stellvertreter Adolf Hitlers, der als fanatischer Propagandist des Führerkultes galt. Rudolf Heß wurde am 26. April 1894 in Alexandria, Ägypten geboren und verstarb am 17. August 1987 in Berlin. Ab 1933 stellte Heß den Reichsminister dar bis er ab 1939 zum Stellvertreter ernannt wurde. 1941 flog Rudolf Heß nach Schottland, um Großbritannien zu einem Friedensschluss zu zwingen. Dabei wurde er jedoch festgesetzt, 1945 nach Nürnberg überstellt und schließlich gehörte er zu den 24 Personen, die vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagt wurden. Am 1. Oktober wurde er schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt, bis er im Kriegsverbrechergefängnis Spandau Suizid begann.
Zum Märtyrer gemacht
Durch die fehlende Begnadigung oder Entlassung, gilt Rudol Heß als Märtyrer, der deshalb noch immer von den Anhängern des Naziregimes geachtet wird..
Anlässlich seines Todestages gab es bereits mehrmals die Aufforderung, ein Zusammenkommen zu organisieren. Im Jahre 2005 gab es ein Verbot für den geplanten Trauermarsch in Wunsiedel (Oberfranken). Für das Jahr 2009 kursierte eine lange Liste mit ca. 120 verschiedene Orten im Internet, die zu solch einem Flashmob Aufkommen um 19:30 Uhr einluden (www.17August.info). Die Menschen vor Ort wurden aufgefordert, ihren eigenen Flashmob in ihrer Stadt zu starten, den sie ganz einfach auf dieser Seite anzeigen könnten.
Mobilisierung auch in Flensburg?
Bei genauerem Betrachten, fand man sogar unser nahes Ostseestädtchen Flensburg als angegeben:
Am 17.08. begaben sich folglich mehrere dutzend Personen mit antifaschistischer Einstellung aus Schleswig-Holstein nach Flensburg, um sich erst am Hafen zu treffen und schließlich zum angekündigten Ort am Südermarkt zu gehen. Weitere hielten am Bahnhof, bzw. an den Hauptstraßen Stellung, um rechtzeitig Bescheid zu geben, wenn sich etwas auffälliges entwickeln würde. Im strömenden Regen am Südermarkt angekommen, wartete dort bereits ein Polizeiaufgebot von drei Wagen. Überraschend wenig, für eine von den Nazis organisierte Veranstaltung. Doch anscheinend hatten die Polizisten Erfahrungen vom letzten Jahr zurückbehalten oder den Nazis bei dem herrschenden Wetter nicht zugetraut, sich fünf Minuten stramm in den Regen zu stellen und die Schlussworte Rudolf Heß zu sprechen. Nach dem dreiminütigen Strammstehen und der folgenden kurzen Rede, sollten die Nationalsozialisten den kleinen Marktplatz am Süden der Einkaufsstraße schnell wieder in unterschiedliche Richtungen verlassen. Doch während ca. 60 Gegendemonstranten um den Südermarkt herum im Regenschutz der Geschäfte die Situation bewachten, langweilten sich die Polizisten, denn um 19:45 war noch immer kein einzige Nazi aufgetaucht. Ca. eine dreiviertel Stunde nach dem geplanten Termin, löste sich allmählich das Aufgebot auf, die Polizisten fuhren mit ihren Wagen davon.
Flashmob fällt ins Wasser
Entweder die Nazis bekamen nicht genügend Leute zusammen, um sich in Flensburg eine Zusammenkunft zuzutrauen oder man glaubt den im Internet vorhandene Gerüchten, dass diese Aufrufe teilweise nur zur Ablenkung bzw. als Propaganda erstellt wurden. Denn schließlich haben die Nazis das Bedürfnis möglichst bekannt zu werden und da ist so eine Aufforderung, die durch die Presse, die links eingestellten und die Polizeipräsidien geht, herzlich willkommen. Selbst wenn es sich nur um eine Finte handelt, ist es beeindruckend, wie sehr der Zusammenhalt zwischen den linksgerichteten Menschen funktionierte und wie sehr die Wichtigkeit bei einer Naziveranstaltung präsent zu sein die miserablen Wetterbedingungen übertraf.
Nazi-Propaganda verhindern
Es ist unglaublich notwendig, diesen Brauch aufrecht zu erhalten, da ansonsten der Nationalsozialismus in unsere Gegend immer stärker werden kann. Wenn Nazis auf keinen Widerstand treffen, können sie ihre menschenfeindlichen Parolen und ihre rassistische Politik immer mehr ausleben. Es ist die Pflicht eines jeden Bürgers, die Zeit des Nationalsozialismus nicht zu verdrängen und auch in Zukunft in Alarmbereitschaft zu bleiben, wenn rechte Parolen durch die Straßen hallen.