Husuma

14. Juli 2009

Wie die Weltrevolution einmal aus Versehen im Schwarzwald begann

Adrian Geiges-Wie die Weltrevolution einmal aus Versehen im Schhwarzwald begann
Eichborn-Verlag ISBN 978-3-8218-5661-2

Aus jedem Buch kann mensch etwas mitnehmen. Es kommt auf den Leser an. So auch hier.

Adrian Geiges beschreibt angeblich seine eigene Geschichte. Vom DKP-Funktionär mit DDR-„Ausbildung“ zum verbandseigenem Reporter für die Parteizeitung „Elan“ über Moskau und den „Quotennutten“ vom Boulevardmagazin „Knall“ zum Manager eines multinationalen Verlags-Konzerns in Shanghai.

Und es ist die Geschichte eines enagagierten idealistischen Jugendlichen, der in den hierarchischen staatfetischistischen Strukturen der DKP lernt, über die „kleinen Dinge und Widersprüche“ des Alltages hinwegzusehen, in der DDR und Sowjetunion desillusioniert wird, und schließlich alle Dinge gelernt hat, die er als multinationaler Manager gelernt hat. Manchmal meldet sich zwar sein Gewissen, aber das ist eines der „kleinen Dinge“ des Alltages…

Interessant ist das Buch aufgrund Geiges persönlicher Erlebnisse in vielen (ex-)kommunistischen Ländern und Realitäten. Und es zeigt deutlich, das es bei kommunistischen Organisationen wenig um die Interessen der einzelnen Individuen geht, sondern um Macht. Offenbar besonders um Macht über Frauen. Glaubt mensch Geiges, kam es auf sog. Seminaren sogar zu Vergewaltigungen. Aber bei der DKP lernte Geiges über die „kleinen Dinge“ hinweg zu sehen…E ist wie Geiges über die Methoden der MitgliederInnenwerbung selber schreibt: „Gegen arbeitslosigkeit und Atomraketen! Über Mauer und Menschenrechte konnte man später noch reden“.

Nach dem Ende der DDR geht Geiges in die UdSSR. Er hoffte auf Gorbatschof und einen „Sozialismus mit menschlichen Anlitz“. Von seinen Erfahrungen wird er jedoch gründlich desilusioniert: Regt er sich noch noch als Abiturient über die Bildzeitung auf, so lernt er bei „Elan“ zwischen „wahr „und „wahrhaftig“ zu unterscheiden. Dies hilft ihm später, beim Boulevardmagazin „Knall“ in Moskau zu arbeiten. Dort lernt er, dass Sex die Quote hebt, aber nicht das Thema des Beitrags sein dürfe. Dass er diese Maxime heute noch beherzigt, zeigen die zahllosen Affären, die er penetrant in den Handlungsstrang einflechtet.

Wichtiger sind die schlüsse aus dem Buch: Wenn angeblich emanzipatorischem Handeln die herrschaftskritische Ebene fehlt, hilft auch der größte Idealismus nicht, um etwas zum Beseeren zu wenden.

Marketeasing-Werbung total anders!

Marketeasing-Werbung total anders- Bernd Rötlingshöfer
Erich Schmidt Verlag ISBN 3-50-09052-5

“Ganz ehrlich: Die klassische Werbung tot.” Diese Erkenntnis setzt das Buch voraus. Marketing-Experte Rötlingshöfer sagt es sehr offen und deutlich: “Werbung nervt.” Werbung vergraule Menschen. Werbung schaffe keine Kunden. An verschiedenen Beispielen erläutert Rötlingshöfer dieses Phänomen. Sei es an der sog “Bannerblindness” im Internet, am “Wegzappen” beim Fernsehen oder an Erlebnissen aus seinem Alltag. So beschreibt er die heile Welt einer Marketingabteilung, in der er arbeitete. Mit jeder Kampagne steigende Bekanntheitsgrade. Aber trotzdem sinkende Umsätze…

Sein Vorschlag: Umlernen. Marketeting-Etat kürzen. Neu Anfangen. Sein Prinzip “Marketeasing” kombiniert verschiedene Ansätze neu miteinander. Als erstes vertritt er die These, dass das alte Organisationsprinzip der Medien “Eine/r zu vielen” (Fernsehen, Radio, Zeitung) überholt sei. Leitmedien gäbe es nicht mehr. An deren Stelle sei das “Eine/r zu einigen”-Prinzip getreten, da das Internet zunehmend wichtiger werde.

Als zweites schlägt er vor, das Unternehmen sich auf “Fans” stützen solle. In diesem Prinzip sei der Erfolg der NGOs zu erklären. Da diese nur schmale Bugdets hätten, bliebe ihnen gar keine andere Wahl, als kleinräumig, dezentral, vernetzt und selbstorganisiert zu agieren. Das “klassische” Marketing, also das Gewinnen und Überzeugen neuer UnterstützerInnen/Kunden wurden bei NGOs überzeugte Ehrenamtliche übernehmen, die die Ziele der NGO/ die Proddukte des Unternehmens als Multiplikatoren an ihr Umfeld herantragen. Nach diesem Modell sei der Erfolg von Firefox und Apple zu erklären.

Daraus folgend schlägt Röthlingshofer vor, sich mehr auf Kundenbindung zu verlegen. Unternehmen müssten Kunden das Gefühl geben, “dabei zu sein”. Hier schließt Röthlingshofer wieder an die “Brand-Logic” an, die z.B. Nike seit langem praktiziert.

Ein interessanter Aspekt des Buches ist, dass Röthlingshofer fordert, den ganzen “Marketing-Müll” über Bord zu werfen und statt dessen z.B. das Organisationsmodell der NGOs zu kopieren, um Unternehmen effizienter zu machen. In der NGO-Welt läuft gerade ein anderer Prozess ab: Die dortigen Bewegungseliten werfen zunehmend das NGO-Modell über Bord, und führen den von Röthlingshofer verworfenen “Marketing-Müll” ein. Ob darin der tendenzielle Spendenrückgang für NGOs eine Erklärung findet?

Eine andere Frage ist, ob Werbung wirklich tot ist. Röthlingshofer stützt diese Behauptung auf die These, dass nach Marketingskriterien “erfolgreiche” Kampagnen schon lange keine NeukundInnen mehr garantieren. Als Marketingexperte übersieht er hier, dass Werbung eventuell andere Effekte haben könnte. Nämlich bewustseinsbildene.

Ich denke, das Aufgreifen von Klischees, Stereotypen und Wertvorstellungen in der “Old-School-Werbung” die auch laut Röthlingshofer zum Eskapismus neigt, verstärkt die in dieser Gesellschaft ohnehin schon bestehenden diskriminierenden Diskurse wie z.B. Frauenfeindlichkeit oder Schlankheitswahn. Selbst wenn die Werbung also fast tot ist, gibt es für Adbusters noch jede Menge zu erledigen.

Experimentierfeld Nordirland

Die Broschüre „Experimentierfeld Nordirland“ hat mittlerweile 20 Jahre seit ihrer Entstehung auf dem Buckel, und ist deshalb im historisch/politischem Teil „nur“ auf dem Stand von 1989, und so fehlen verständlicherweise wichtige Ereignisse z.B. betreffend der Aktivitäten von IRA und Bundesstaatsanwaltschaft oder der politischen Prozesse um das Karfreitagsabkommen. Dennoch vertreibt die Rote Hilfe die Broschüre weiterhin, und dies aus gutem Grund.

Die Broschüre zeigt anschaulich, wie vielfältig die britische Regierung versucht, durch Repression und Kontrolle gegen die katholische Bevölkerung die bestehenden Herrschaftsverhältnisse aufrecht zu erhalten. Dieses Repertoire reicht von Grundrechtseinschränkungen, Masseninternierungen von politisch aktiven Menschen, unter Folter erpresste Geständnisse, die trotzdem reihenweise die Grundlage für Gerichtsurteile bilden, bis zu gezielten Tötungen von mutmaßlichen Terrorist_Innen und politische Engagierten durch Polizei und Militär.

Besonders interessant sind die Kapitel über Folter in Gefängnissen und die Verwendung von dabei entstandenen Geständnissen, da dieses Thema nach Guantanamo und dem Bremer Taliban, der nach Syrien entführt wurde, um dort von BKA-Beamten verhört zu werden, hochaktuell sind. Auch lesenswert ist der Abschnitt über Stadtplanung unter der Prämisse der Aufstandsbekämpfung.

Entsprechend scheint auch nach 20 Jahren die die Dimension der Geschehnisse auf: In Nordirland wurden von der britischen Regierung sämtliche Mittel der in den Kolonialkriegen entwickelten Methoden der „Counter-Insurgency“ gegen eine Bürger_Innenrechts-Bewegung eingesetzt. Nicht nur in Indien, nicht nur in Hong-Kong, sondern mitten in der Europäischen Union gegen die eigene Bevölkerung.

Zu beziehen über:
Rote Hilfe e.V. Postfach 6444, 24125 Kiel

Das Tahiti-Projekt

Dirk C. Fleck Das Tahiti-Projekt Pendo-Verlag ISBN 978-3-86612-155-3

Der Journalist Cording reist im Jahr 2022 auf der ewigen Jagd nach Katastrophen für das Magazin „Emergency“ standig von einem Katoastrophengebiet zum nächsten Unglücksort. Selbst in seinen Träumen sieht er schon das „Elend der Welt“ anteilslos an ihm vorbeiflanieren. Ausgebrant und resigniert von der weltweiten Situation und der scheinbaren Unausweglichkeit von Naturkatastrophen, Krieg und kapitalistischer Ausbeutung nimmt er den Auftrag seiner Redaktion an, für eine Reportage nach Tahiti zu reisen, dankbar an.

Tahiti erreichte vor neuen Jahren u.a dank einer von Cordings Reportagen die Unabhängikeit von Frankreich. Seit dem regiert dort der charismatische Präsident Omai, der das Land anscheinend auf einen komplett anderen Weg als den Rest der Welt geführt hat. Deshalb hat Präsident Omai nun die Weltpresse eingeladen, um sein Land der Öffendlichkeit zu präsentieren-und so reist Cording mit der klaren Mission seines Chefredaktörs, nachzuschauen, „was diese Ökosekte da mit unserem Geld“ macht.

Doch aus dem Totalveriss wird nix. Cording ist begeistert von der konsequenten ökologisch-technokratischen Reform, die auf Tahiti stattfindet, und ihm von der Schwester des Präsidenten persönlich näher gebracht wird. Das „persönlich“ ist wörtlich gemeint, da um die beiden eine ziemlich platte Liebesgeschichte gebastelt wird. Doch das junge Glück auf Tahiti ist bedroht. Ein chinesisches Staatsunternehmen und die US-amerikanische Firma Total Oil führen Böses im Schilde und bedrohen das Ökoparadies. Der Standart Oil-Vorsitzende Robert Mc Ewen hat durch Korruption erreicht, dass aus dem US-amerikanischen Haushalt eine vom Geheimdienst und Militär geschützte Tankerflote zum Abbau von Manganknollen auf dem Meeresboden vor Tahiti Polynesien bezahlt wird. Dies würde zum irreperablen Schäden am Ökosystem und zum Zusammenbruch ganzer Inseln führen.

Doche mit Hilfe des Internet-Junkies und „Emergency“-Chefredaktörssohn Steve trommeln Präsident Obai und Cording zur Rettung Polynesiens. Eine Web-Kampagne wird gestartet. Nach „Life-Aid“-artigen Popkonzerten gipfelt diese schließlich in einer gewaltfreien Blockade der von Zerstörern beschützten Tankerflotte durch tausende von traditionellen polynesischen Kanus.

Die Stärke des Buches liegt in seiner Realitätsnähe. Es wird keine allzuferne Zukunft gezeigt, sondern unsere Welt, in der sich die bereits andeutenden Prozesse und Trends nur konsequent weiter gedacht werden. Das Kanu-Beispiel zeigt: Politisches Campaigning gelingt auch noch 2022. Nur muss der „politische Preis“ entsprechend höhergehängt werden. Und so können die US-Militär, die Rodungsmachinen, die in Californien die letzten Reedwood-Mamutbäume fällen, mit Panzern, Soldaten und Kampfhelis beschützt, sich trotz großen Medieninteresses erlauben, AktivistInnen zu erschießen.

Im Hamburg sind Arbeitslose längst in Ghettos verbannt und dürfen die Innenstadt nicht mehr betreten. Längst hat sich die sozialrassistische Hetze soweit gesteigert, das der Chefredaktör von „Emergency“ Artikel deckelt, in denen es um heimliche Beimischung um „beruhigenden“ Pschychopharmaka in Armenküchen geht. In den USA wird ein ökologisch und sozial engagierter Präsident von der Ölindustrie ins Amt gehieft, das nur so die Legitimation für das Herrschaftssystem Demokratie aufrecht erhalten werden kann. Obama lässt grüßen…Es ist die scheinbare Normalität des Jahres 2022, dass uns die Qualität all der „kleinen“ Veränderungen hoffentlich überdenken lässt.

Das als Paradies verherrlichte Tahiti hingegen kann auch nicht die Lösung sein, denn es funktioniert nur mit krassen Ausblendungen. Der junge dynamische Präsident ist seit neun Jahren im Amt. Warum? Konflikte innnerhalb der tahistischen Eliten werden nicht erwähnt. Nur eine Parlamentsreform (vier mal Akzeptanzbeschaffung für Herrschaft, statt nuir einmal) soll angeblich die Lösung gebracht haben.

Omai wird zudem ständig als moralische Lichtgestalt aufgebaut. Warum die vom Autor u.a. am Beispiel des US-Präsidenten Selby sehr gut beschriebene Korrupierung durch Macht bei Omai nicht wirken soll, bleibt im Dunkeln. Und somit reduziert sich die Besonderheit des Tahiti-Projekts letztlich auf das schon in der mittelaterlichen Camelot-Sage zur Vernebelung von herrrschaft verwendete Motiv ddes „Guten Herrschers“.

Die hinter dem Buch stehenden Kreise um den Equilibrismus e.V beziehen sich zudem wie nicht anders zu erwarten positiv auf den antisemistischen Freiwirtschafler Silvio Gesell. Des weiteren haben sie kein Problem mit seinem heutigen Nachfolger Helmut Creutz, der seine Thesen vom raffenden und schaffenden Kapital auch im mittlerweile verbotenden neofaschistischen Thinktank Collegium Humanum zum besten gab. Der hinter Homepage stehende Volker Freystedt fordert in seinen Büchern u.a eine Weltregierung und nimmt die Erfindeung des “Heuschrecken”-Motivs für sich in Anspruch. Völlig negiert er dabei, das mindestens die Nazis auch bei diesem Konzept schneller waren. Schade, das sich der UN-Menschenrechtskommissar Jean Ziegler positiv auf dieses Buch bezieht.

https://www.equilibrismus.de/de/aktuelles/kommentare/vf-heuschrecken.htm

Gerd Ueberschär, Für ein anderes Deutschland-Der deutsche Widerstand 1933-45

In einem 400 Seiten starken Taschenbuch versucht der Autor den gesamtgesellschaftlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus von 1933-45 darzustellen. Dabei wird ein Bogen vom kommunistischen Widerstand über bürgerliche Gruppen bis hin zum Widerstand der Mittäter in der Armee geschlagen. Zwar fehlt der Widerstand der FAUD und anderer Anarchist_Innen, aber durch den breiten Ansatz finden auch Deserteure, die Rote Kapelle, die Swing-Kids und schlussendlich auch couragierte Einzelkämpfer wie der Hitler-Attentäter Georg Elsner ihren Platz in der Würdigung des geleisteten Widerstandes. Strittige Themen spricht Ueberschär an, ohne jedoch Position zu beziehen.

Fischer Taschenbuch Verlag
ISBN 978-3-596-13934-1, 12,95

Bloody Sunday

Bloody Sunday: Das meint in Nordirland den 30.1.1972. An diesem Tag wurden in Derry bei einer friedlichen Demonstration für Gleichberechtigung 12 Menschen von der britischen Armee erschossen. Der Tag beerdigte die Perspektive einer friedlichen Lösung des Konfliktes durch Integration der Bürgerechtsbewegung und radikalisierte viele Menschen, sodass sie die IRA unterstützten. Über diesen Tag drehte der Regisseur Paul Greengrass seinen Film Bloody Sunday.

Der Film beginnt am Vorabend der Demonstration mit Liveschaltungen der Pressekonferenzen der Bürgerrechtsbewegung und der Armee. Gleich am Anfang baut sich der Spannungsbogen auf. Hauptwerkzeug dafür sind die Perspektivenwechsel zwischen der einen zur anderen Konferenz. Mit diesem Mittel der Rückblendung und das aufeinander folgende Zeigen verschiedener Perspektiven des selben Momentes gelingt es dem Regisseur, die Geschehnisse differnziert auszuleuchten, ohne langweilig zu werden.

Eine Perspektive zeigt den Tag aus der Sicht des Bürgerechtlers Ivan Cooper, der glaubt, mit großen friedlichen Demos seine Ziele zu erreichen. Wo immer er kann, tritt er deeskalierend auf. Auf der einen Seite nutzt er sein soziales Prestige, um Jugendliche aus Polizeikontrollen herauszuholen, andernseits sagt er ihnen deutlich die Meinung. Auf der einen Seite fordert er die Menschen auf, sich zu wehren, anderseits nutzt er seinen Einfluss, um die IRA zum Stillhalten zu bewegen.

Eine andere Perspektive ist die des Armeehauptquartiers- Hier wird von vorherein die Eskalation der Demonstration als Faktum angenommen. Auch der irische Polizeichef und ein besonner Offizier können gegen die militärische Logik der Eskalation und den politischen Druck aus London wenig ausrichten.

Die dritte wichtige Perspektive ist die der SAS-Spezialeinheiten, die gegen die Demo vorgehen sollen. Hier wird in drastischer Deutlichkeit gezeigt, wie die Soldaten sich eine schwarz-weiße Welt voller Feindbilder schaffen, um ihren Job zu erledigen. Und das Desinteresse der Offiziere tut ihr übriges. Als einer der Soldaten seinen Kameraden erwidert, wie sie Kinder als Feinde betrachten können, wir dieser gnadenlos von diesen verbalo angegangen, bis dieser nachgibt. Und so nimmt die Eskalation seinen Lauf.

Schön sind zudem die Szenen, wie die Soldaten verzweifelt versuchen, den Opfern ihrer Taten Waffen unterzuschieben, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen, und wie die Offiziere dieses trotz besseren Wissens decken. Hier zeigt sich deutlich, wie der Korpsgeist, der sich auch bei der deutschen Polizei mit häufig erfundenen „Widerstandsanzeigen“ gegen politisch aktive Menschen äußert, funktioniert.

Bloody Sunday, Spielzeit 107 min, Regisseur Paul Greengras, Euro 17,99. Wurde 2002 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Artemis Fowl-Das Zeitparadox

Artemis Fowl ist mittlerweile 14, wohnt in einem Herrenhaus nahe Dublin, Irland und bastelt gerade an einer Cessna ohne CO2-Ausstoß. Es laufen bereits mehrere patente auf seinem Namen (oder zumindest seine Pseudonyme), und aus Langeweile veröffentlicht er Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Doch meistens hat er keine Langeweile, da Artemis seit seinem 10. Lebensjahr ein weltweit operierendes Verbrechergenie ist.

Eine dieser Geschäftsreisen brachte ihn in Kontakt mit der Unterwelt. Unter der Erdoberfläche haben sich Elfen, Wichtel, Zentauren, Elfen, Dämonen, Zwerge, Kobolde und Trolle schon vor Jahrhunderten vor den sich immer aggressiver ausbreitenden Menschen in Sicherheit gebracht, und eine auf Magie und Hightech basierende Hochkultur gegründet.

Wie in jeder Hochkultur finden sich in der Parallelgesellschaft der Unterirdischen mit ihrer Hauptstadt „Heaven-City“ die kapitalistische Organisierung mit der ausbeuterischen Hierarchisierung von Peripherie und Zentrum. Auch ist die Gesellschaft dank biologistischer und diskursiver Herrschaftsmechanismen streng hierarchisch strukturiert, und nur mit einer geringen sozialen Mobilität ausgestattet.

Die Trolle stehen mangels Intellekt in der gesellschaftlichen Pyramide der Unterwelt nur knapp über den Tieren, die Zwerge fühlen sich im politischen System so wenig repräsentiert, dass sie seit Jahrhunderten die Zusammenarbeit mit den Behörden verweigern, und lieber marginalisiert an den Rändern der Gesellschaft leben und unter dem Generalverdacht stehen, auf illegale Weise ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Kobolde leben in den Randbezirken, und stehen unter verstärkter Beobachtung der Behörden, da sie angeblich zu Aufständen neigen. An der Spitze der Gesellschaft stehen Elfen und Feen, die die Schlüsselpositionen in Politik und Gesellschaft einnehmen. Das politische System ist entsprechend organisiert. Es gibt zwar demokratische Elemente, doch ist die Legitimation der Staatsorgane oft mehr als zweifelhaft, und wenn diese beschrieben werden eher oligarchisch. Dafür, dass diese Welt auch so bleibt, wie ist, sorgt die Zentrale Untergrundsposition, bei der es die Fee Holly Short mittlerweile zum Captain gebracht hat.

Die Liste der weiteren Freunde Artemis ist kurz: Mulch Digguns, ein von der ZUP gesuchter Zwerg und Profi-Einbrecher. Des Weitern findet sich dort Butler, Artemis 2 Meter großer Leibwächter und Butler, dessen Loyalität und Brutalität nur von seiner Professionalität übertroffen werden.

Im 6. Band reisen Artemis und Holly in der zeit zurück, um einen Lemuren zu beschaffen, um aus seiner Gehirnflüssigkeit ein Medikament gegen die „Funkenpest“, einer Krankheit, an der Artemis Mutter erkrankt ist, herstellen zu können. Lemuren sind leider ausgestorben, weil Artemis das letzte lebende Exemplar vor 4 Jahre für 100.000 Dollar dem Tod auslieferte. Die Zeitreise ist mit allerlei Überraschungen Verbunden, u.a. weil Artemis Errinerungen sich als etwa unpräzise erweisen. Auch im 6. Band gelingt es dem Autor Ion Colfier trotz der verwirrenden Motive die Liebesgeschichte um Artemis und Holly sinnvoll und plausibel weiterzuspinnen. Nur eine Frage bleibt offen: Was ist aus Minerva geworden? Aber vielleicht gibt der 7. Band darauf die Antwort.

1. Dezember 2005

Die dunkle Seite des MarX


Karl Marx ist vielen ein Begriff als Autor von „Das Kapital“ und „Das Kommunistische Manifest“. Viele feiern ihn als unfehlbare Ikone des Antikapitalismus, dessen Analysen erst heute so richtig zuträfen. Doch einige seiner Texte wirken heute befremdlich. Würde das so heute formuliert werden, würde man eher an den Antisemitismus der NPD als an einen linken Theoretiker denken.
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