Husuma

20. März 2008

Vortrag: Rechtsextremismus in SH


Am 19.03.08 fand im Speicher Husum eine Informationsveranstaltung zum Thema Rechtsextremismus in SH statt. Für alle, die nicht da sein konnten fasse ich die Informationen, die mitgeteilt wurden noch einmal zusammen.

Der Sozialwissenschaftler und Journalist Andreas Speit berichtete zunächst über die Pläne und Methoden der NPD. Erstmal sichern sie sich natürlich Erfolge durch Kooperation mit der DVU. Sie einigen sich, wer wo kandidiert und machen sich so gegenseitig keine Konkurrenz mehr. Weiterhin rücken sie näher mit den „Freien Kameradschaften“ zusammen.

Hierdurch gestärkt versucht sich die NPD auf die breite Masse zu konzentrieren, tritt immer selbstbewusster nach außen und greift ganz alltägliche und aktuelle Themen auf. Sie stellen sich selbst als demokratisch dar, obwohl ihre Ideologie nicht demokratisch ist und sie sich auch nicht demokratisch verhalten. Außerdem stellen sie sich als bürgernah dar, als die Partei, die da ist, besonders für die „kleinen Leute“ (Hartz IV- Empfänger).

Die NPD verbuchte in der Vergangenheit bereits Erfolge. Am 19.09.06 erreichte sie bei den Wahlen in Mecklenburg Vorpommern 7,3% der Stimmen; Am 19.09.04 zog sie mit 9,2% in den sächsischen Landtag ein.
Und auch im Norden wollen sie nun unbedingt stärker werden. Die Kandidatur von Arne Kaehne bei den Landratswahlen in Nordfriesland war der erste Schritt. Nun wollen sie auch bei den Kommunalwahlen Nordfrieslands am 25.05. kandidieren. Spitzenkandidat ist Kevin Stein. Sie haben bereits einen geheimen Parteitag abgehalten und konnten schon 14 von 27 Wahlkreisen besetzen und es ist wahrscheinlich, dass sie auch die Restlichen besetzen können.
Weitere Methoden der Nazis besonders Jugendliche in die rechte Szene zu involvieren sind weniger politisch. Sie versuchen ihnen die Szene durch Veranstaltungen wie beispielsweise Rechtsrockkonzerte schmackhaft zu machen. Rechtsrock ist längst zum ideologischen Träger der Rechten geworden. Andreas Speit stellte auch einen Song namens“ Die Macht des Kapitals“ der Band „Faustrecht“ vor. Weitere Bands, die in SH einen Namen haben sind z.B. „Einherje“, „Word of Anger“ und „Das letzte Aufgebot“. Bei Rechtsrockkonzerten gibt es immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Teilweise werden Jugendliche auch durch Freunde in der Szene eingebunden. Eine Plattform ist der „Club 88“. Er besteht seit 11 Jahren. Im September 07 feierten 270 Clubgänger Jubiläum. Mittlerweile trifft man in diesem Club auch Nicht-Rechtsextreme an, die die Einstellung der Nazis zwar nicht teilen aber meinen:„man könne ja trotzdem mit ihnen rumhängen.“ Die Ideologie wird also toleriert und ist der Einstieg in die rechte Szene. Anfangs ist eine häufige Motivation das Zugehörigkeitsgefühl. Die Übergänge von der Toleranz der Mitläufer bis zu den Nazikadern sind fließend und werden hauptsächlich durch den Grad der Organisation und durch den Grad der Überzeugung durch die Nazi-ideologie beeinflusst.

Ein weiteres Thema des Abends waren die Frauen in der rechten Szene. In letzter Zeit ist ein Wandel in der Szene zu beobachten, so werden nun auch Frauen involviert während was dem klassischen Nazi ideal widerspricht. Dieses Ideal ist geprägt durch die ,im Nazitherminus, biologische Aufgabe des Kinderkriegens und den Mann daheim zu unterstützen. Nachdem dieses Ideal in den Hintergrund getreten ist, wirken Beziehungen innerhalb der Szene festigend, da nun beide Partner aktiv sein können und Männer nicht mehr gezwungen sind Frauen außerhalb der Szene zu suchen. Es gibt sogar nationalsozialistische Partnerbörsen. Auch hier wird selbstbewusst nach außen getreten. Im Norden gibt es die „Frauengruppe Nord“
Doch die Frauen werden weiterhin angehalten „ordentlich erzogene“ Kinder zu bekommen bzw. zu haben, damit „das deutsche Volk nicht aus stirbt“. Dies nicht zu tun wird als „Verletzung ihrer Bürgerpflicht“ angesehen.

Zuletzt wurde eine sehr interessante Studie aufgeführt die ergab, dass 34,7% der Deutschen finden, dass es hier zu viele Ausländer gibt; 29,7% meinen, dass man die Ausländer abschieben sollte, wenn Arbeitsplätze knapp sind; 15,9% sagen, die Juden seinen mit schuld an ihrer Verfolgung gewesen und 39% fühlen sich durch Muslime wie Ausländer im eigenen Land, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dies reflektiert die traurige Wahrheit, das rechtes Gedankengut nicht nur ein Problem extremer Randgruppen ist sondern sich teilweise bis in die Mitte der Bevölkerung zieht.

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