Husuma

24. Oktober 2007

Mediale Verdummung?

Der schockierdende Amoklauf des Sebastian B. war Auslöser der Debatte um das Killerspielverbot. Ein Hauptargument ist, dass diese Killerspiele das Gewaltpotenital des Spielers erhöhen und ihn realitätsfremd machen. Dass diese Menschen in ihrer eigenen Welt leben und nicht mehr den Unterschied zwischen Realität und Spiel wahrnehmen. Soweit die gängige politische und auch weitestgehend Medien übernommene Meinung.

Fusst den diese Argumentation auf einem soliden Fundament? Bei genauerer Betrachtung des Falls scheint das nicht so zu sein. Mehrere Faktoren sollten mit einbezogen werden. Erstens einmal sollte man die Situation nicht so pauschal abhandeln, wie es hier getan wurde. Das viele Amokläufer auch Killerspiele gespielt haben, hängt nicht damit zusammen, dass sie Amokläufer sind, sondern das ein Prozentual sehr hoher Anteil einer bestimmten Altergruppe diese Killerspiele spielt. Warum diese Spiele selten von älteren Generationen gespielt warden, lässt sich anhand des technischen Fortschritts in den letzten Jahren in der PC-Branche erklären. Das heißt also, jene, die diese Situation in den Medien und in der Politik auswerten gar keinen oder beschrenkten Bezug zum Medium PC als Spielzeug haben. Außerdem sollte überlegt warden, ob das verurteilen der Killerspiele nicht einfach das Abschieben auf einen Sündenbock ist. Warum wird nicht Filmen oder Büchern die Schuld gegeben? Warum sind es immer die Medien der jungen?

So verhält es sich doch auch in der Musikbranche. Zu heftige Texte werden verboten, selbst wenn sie zur Reflektion über Missstände in der Gesellschaft dienen (Beispiel:Band:Eisregen-Album:Krebskolonie). In Amerika wurde dem Sänger Marylin Manson die Schuld an dem Amoklauf in Collumbine gegeben, Medien berichteten, das der Amoklauf durch ein Lied ausgelöst worden sei, welches „Schoolwars“ heißt. Bei genauerer Rechere wird man festellen, dass ein solches Lied nie existiert hat. Der Verdacht steht nahe, dass Marylin Manson der Sündenbock für diesen Amoklauf sein sollte. Dafür verantwortliche Gründe könnten sowohl wirtschafltlich sowie religiös sein, da Marylin Manson ein eindeutiger Religionskritiker ist, was weltweit auf Widerstand der Kiche stößt. Aber gründet unsere indirekte Demokratie nicht auch auf der Meinungs-und Pressefreiheit? Was versprechen sich enstsprechede Institutionen von solchen Verboten? Steigert es nicht die Wut der Bevölkerung, wenn sie nicht mehr ihre Meinung sagen können, wenn sie nicht mehr spielen können was sie wollen. Etwas anderes ist es letztendlich doch nicht, nur ein Spiel.

Im Kontrast muss man einmal sehen, was deutsche Soldaten im Ausland anrichten bzw. welche Skandale außerhalb von Deuschland passieren im Zusammenhang mit deutschen Soldaten. Und hier wird in den Medien nur von Entsetzten gesprochen, aber ein konkreter Grund wird hier nicht genannt.

Nachdem jetzt festeht welche Faktoren nur minimal zu einem Amoklauf beitragen ist es interessant die Seite des „Warum?“ zu beleuchten. Warum finden Amokläufe eigendlich statt? Nun, darauf wurde gar nicht erst weiter in den allgemein gängigen Medien eingegangen. Die Hompage des Sebastian B. wurde kurz nach seinem Amoklauf gesperrt und hätte er nicht selber für die Veröffentlichung seiner Abschiedsbriefe und Videos gesorgt, so wären diese wohl auch in den tiefen der Polizei-Archive verschwunden. Neben Ausdrücke des Zorns, die seinen emotionalen Zustand erklären, sind in seinen Abschiedsbriefen auch reichhaltig Gründe und Erklärungen enthalten: “Das einzigste was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe war, das ich ein Verlierer bin.“ (Zitat:Sebastian B.)

In diesem Satz lässt sich eine klare Kritik an dieser Leistungsgesellschaft feststellen. Er scheint einfach unter dem Druck der Gesellschaft kollabiert zu sein. Ein einsamer junger Mann welcher zum Mobbing-Opfer gemacht wurde, weil er anders war.Als normal wird das bezeichnet, was von der Gesellschaft erwartet wird: “Somit werden heutzutage Punks, Penner, Gothics, Schwule usw. als unnormal bezeichnet, weil sie den allgemeinen Vorstellungen der Gesellschaft nicht gerecht werden können oder wollen.“(Zitat: Sebastian B.). Dieser Satz zeugt eindeutig davon, dass er nicht in einer anderen Welt lebte und das er die Gesellschaft aus einem kritischen Blickwinkel betrachtete.

Er fordert sogar dazu auf, Missstände zu beseitigen und sich zu engagieren, um unsere Situation zu verbessern: „WERDET ENDLICH WACH – GEHT AUF DIE STRASSE – DAS HAT IN DEUTSCHLAND SCHONMAL FUNKTIONIERT!“(Zitat:Sebastian B.). Im Grunde doch ein rational denkender Mensch. Das aufmerksam machen von seiner sonderbaren Musik, Kleidung oder Computerspiele ist völlig fehl am Platze, hier muss das Individuum im Zusammenspiel mit der Gesellschaft gesehen werden. Einer Gesellschaft, die nur Verbieten, aber nicht zuhören kann, eine Gesellschaft die nur kaufen und mobben kann, eine Gesellschaft die einen jungen Mann zu einer solchen Verzweilungstat bringt. Einer Tat. von der er sich erhofft, dass die Menscheit aufwacht.

Tagebuch von Sebastian B. (liest sich von unten)
https://resistantx.livejournal.com/

und sein Abschiedsbrief

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