Husuma

1. Mai 2006

Strafbefehl wegen NPD-Plakaten

(Mai 2006) Wegen Sachbeschädigung an einem NPD-Wahlplakat hat ein Antifa-Aktivist aus Husum einen Strafbefehl über 364,00 Euro bekommen. Und die Soli-Arbeit läuft schleppend an.

Die Nacht hat sich über die Stadt gelegt. Die Straßen werden nur noch spärlich durch Laternen beleuchtet. Die Bürgers kucken Fernsehen, die Prols ziehen aus zur Party. Doch unter den vereinzelten Autolärm, das Flimmern der Fernseher und die allabendlichen Familienstreitereien mischt sich ein leises Zischen.

Ein Zischen, wie es erklingt, wenn Gas ausströmt. Und ab und zu das Klödern von kleinen Metallkugeln, die beim Schütteln an die Außenwände der Spraydosen schlagen. Denn es ist Wahlkampf. Und anstatt sich am Fernseher mit Scheiße berieseln zu lassen, ziehen einige wenige los, um die Plakate der faschistischen NPD zu verschönern.

Doch in dieser Nacht schlafen nicht alle: Eine AnwohnerIn des Marienhofweges beobachtet das bunte Treiben und verständigt die Polizei. Diese stellt daraufhin drei in der Nähe befindliche Jugendliche und verschleppt sie zur Wache. Alle verweigern die Aussage und werden kurz darauf entlassen. Zur späteren Ladung erscheint niemand.

Die Staatsanwaltschaft hat nun eine Jugendliche als „Täter“ herausgegriffen und einen Strafbefehl wegen Sachbeschädigung über 360,00 Euro oder 30 Tage Knast verfügt.

Repression geht alle an
Repression meint staatliches oder gesellschaftliches Handeln, das darauf abzielt, kritische, oppositionelle oder einfach nur abweichende Meinungen oder Handlungen plattzumachen. Jede, die irgendwie versucht, ihre Unzufriedenheit mit der scheinbareren Normalität zu artikulieren, muss mit Repression rechnen (*1).

Repression soll potentielle Aktivistis einschüchtern und so gesellschaftliche Proteste bereits im Keim ersticken (das müssen nicht unbedingt Gerichte und Cops machen, auch Umfeld und z.B. Eltern können repressiv wirken (2*).

Repression soll also nicht nur einen konkreten Menschen für eine angebliche Straftat belangen, sondern meint uns alle. Deshalb ist es auch wichtig, dass sich alle, die finden, das NPD-Plakate verschönern kein Verbrechen, sondern dass Faschismus eins ist, sich mit der betreffenden Person solidarisieren, und sie nicht alleine lassen. Die einfachste Form ist es, Geld in den Solifond zu spenden. Damit hilfst du, der kriminalisierten Person die Strafe zu zahlen. Das verringert die persönlichen Konsequenzen für den Aktivisten. Außerdem sagt es: „Hey, du bist nicht alleine!“

Andere Formen der Auseinandersetzung
Für den Fall, das du kein angepasstes linkes Wahlschaf bist, das außer konsumieren nix hinkriegt, und dir „freikaufen“ nicht reicht, gib es noch viele andere Sachen. (3*).Zum einen klassische Soli-Arbeit. Sprich einfach überall, wo du auf Menschen triffst (Clique, Schulklasse, Konzert), das Thema an und sammle Geld ein. Du könntest auch öffentliche Aktionen machen (Krokusblütenfest? Lammtage?), dabei den konkreten Fall, die Kritik an Repression, Knast und Polizei allgemein rüberbringen und um Spenden werben. Dabei könnte auch ein dauerhafter Solifonds entstehen, der politisch Verfolgten in der Region finanziell, mit Öffentlichkeit und in der juristischen Auseinandersetzung hilft.

Den Spieß umdrehen
Anstatt hilflos auf Repression zu reagieren, kann mensch auch offensiv mit der Situation umgehen und versuchen, diese als Chance zu sehen. Als 2003 die Antifa Bad Homburg mit Hausdurchsuchungen überzogen wurde, stürmten diese die Bullenwache und das Amtsgericht, um dort medienwirksam ebenfalls Hausdurchsuchungen zu veranstalteten.

In Giesen organisierten Aktivistis Gedichtslesungen gegen Repression im Amtsgericht. Und tausend andere Möglichkeiten sind denkbar, um Repression in der Öffentlichkeit zu thematisieren und so Druck auf die Verantwortlichen zu erzeugen.

Fußnoten:
(*1) Alle, die sich deshalb mit Depressionen und Repressionsangst in ihrem Eigentumsbehälter (Wohnung) zurückziehen, haben jetzt die Chance, sich von ihrem miesen Gewissen freizukaufen… Chance ergreifen, Soli-Spende machen, revolutionary fühlen!

(2*) Sätze wie: „Ne, mein Vater könnte mich sehen!“, Oder:„Das ist mir peinlich!“ beweißen die Wirksamkeit von Repression durch das angepasste soziale Umfeld. Und wie viele Kiddis lassen sich die Dreads von ihren Eltern „abkaufen“!

Nachtrag 2011: Die etablierten Antifas machten keine Finger krum, und redeten sich mit Sätzen wie „Naja, der ist ja auch selber schuld!“ raus. Die beiden weiteren Verhafteten machten ihm sehr deutlich, das er zu „uncool“ sei, und deshalb nichts zu erwarten habe. Lediglich Mitglieder untrstützten den Betroffenen bei der Zahlung der Raten, indem sie Spenden sammelten (z.B. Hafen rockt: 0,43 in der Dose). Dieses Erleben von Entsolidarisierung bewirkte, das der Betroffene sich komplett aus politischer Arbeit zurück zog.

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