Husuma

14. Juli 2009

Experimentierfeld Nordirland

Die Broschüre „Experimentierfeld Nordirland“ hat mittlerweile 20 Jahre seit ihrer Entstehung auf dem Buckel, und ist deshalb im historisch/politischem Teil „nur“ auf dem Stand von 1989, und so fehlen verständlicherweise wichtige Ereignisse z.B. betreffend der Aktivitäten von IRA und Bundesstaatsanwaltschaft oder der politischen Prozesse um das Karfreitagsabkommen. Dennoch vertreibt die Rote Hilfe die Broschüre weiterhin, und dies aus gutem Grund.

Die Broschüre zeigt anschaulich, wie vielfältig die britische Regierung versucht, durch Repression und Kontrolle gegen die katholische Bevölkerung die bestehenden Herrschaftsverhältnisse aufrecht zu erhalten. Dieses Repertoire reicht von Grundrechtseinschränkungen, Masseninternierungen von politisch aktiven Menschen, unter Folter erpresste Geständnisse, die trotzdem reihenweise die Grundlage für Gerichtsurteile bilden, bis zu gezielten Tötungen von mutmaßlichen Terrorist_Innen und politische Engagierten durch Polizei und Militär.

Besonders interessant sind die Kapitel über Folter in Gefängnissen und die Verwendung von dabei entstandenen Geständnissen, da dieses Thema nach Guantanamo und dem Bremer Taliban, der nach Syrien entführt wurde, um dort von BKA-Beamten verhört zu werden, hochaktuell sind. Auch lesenswert ist der Abschnitt über Stadtplanung unter der Prämisse der Aufstandsbekämpfung.

Entsprechend scheint auch nach 20 Jahren die die Dimension der Geschehnisse auf: In Nordirland wurden von der britischen Regierung sämtliche Mittel der in den Kolonialkriegen entwickelten Methoden der „Counter-Insurgency“ gegen eine Bürger_Innenrechts-Bewegung eingesetzt. Nicht nur in Indien, nicht nur in Hong-Kong, sondern mitten in der Europäischen Union gegen die eigene Bevölkerung.

Zu beziehen über:
Rote Hilfe e.V. Postfach 6444, 24125 Kiel

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