Husuma

14. Juli 2009

Bloody Sunday

Bloody Sunday: Das meint in Nordirland den 30.1.1972. An diesem Tag wurden in Derry bei einer friedlichen Demonstration für Gleichberechtigung 12 Menschen von der britischen Armee erschossen. Der Tag beerdigte die Perspektive einer friedlichen Lösung des Konfliktes durch Integration der Bürgerechtsbewegung und radikalisierte viele Menschen, sodass sie die IRA unterstützten. Über diesen Tag drehte der Regisseur Paul Greengrass seinen Film Bloody Sunday.

Der Film beginnt am Vorabend der Demonstration mit Liveschaltungen der Pressekonferenzen der Bürgerrechtsbewegung und der Armee. Gleich am Anfang baut sich der Spannungsbogen auf. Hauptwerkzeug dafür sind die Perspektivenwechsel zwischen der einen zur anderen Konferenz. Mit diesem Mittel der Rückblendung und das aufeinander folgende Zeigen verschiedener Perspektiven des selben Momentes gelingt es dem Regisseur, die Geschehnisse differnziert auszuleuchten, ohne langweilig zu werden.

Eine Perspektive zeigt den Tag aus der Sicht des Bürgerechtlers Ivan Cooper, der glaubt, mit großen friedlichen Demos seine Ziele zu erreichen. Wo immer er kann, tritt er deeskalierend auf. Auf der einen Seite nutzt er sein soziales Prestige, um Jugendliche aus Polizeikontrollen herauszuholen, andernseits sagt er ihnen deutlich die Meinung. Auf der einen Seite fordert er die Menschen auf, sich zu wehren, anderseits nutzt er seinen Einfluss, um die IRA zum Stillhalten zu bewegen.

Eine andere Perspektive ist die des Armeehauptquartiers- Hier wird von vorherein die Eskalation der Demonstration als Faktum angenommen. Auch der irische Polizeichef und ein besonner Offizier können gegen die militärische Logik der Eskalation und den politischen Druck aus London wenig ausrichten.

Die dritte wichtige Perspektive ist die der SAS-Spezialeinheiten, die gegen die Demo vorgehen sollen. Hier wird in drastischer Deutlichkeit gezeigt, wie die Soldaten sich eine schwarz-weiße Welt voller Feindbilder schaffen, um ihren Job zu erledigen. Und das Desinteresse der Offiziere tut ihr übriges. Als einer der Soldaten seinen Kameraden erwidert, wie sie Kinder als Feinde betrachten können, wir dieser gnadenlos von diesen verbalo angegangen, bis dieser nachgibt. Und so nimmt die Eskalation seinen Lauf.

Schön sind zudem die Szenen, wie die Soldaten verzweifelt versuchen, den Opfern ihrer Taten Waffen unterzuschieben, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen, und wie die Offiziere dieses trotz besseren Wissens decken. Hier zeigt sich deutlich, wie der Korpsgeist, der sich auch bei der deutschen Polizei mit häufig erfundenen „Widerstandsanzeigen“ gegen politisch aktive Menschen äußert, funktioniert.

Bloody Sunday, Spielzeit 107 min, Regisseur Paul Greengras, Euro 17,99. Wurde 2002 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

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