Husuma

14. Juli 2009

Autonomie und Kooperation

Gruppe Gegenbilder (Hrsg.)-Autonomie & Kooperation

Dieses Buch stellt Utopien fernab von Herrschaft und Kapitalismus in den Mittelpunkt. So etwas wirkt zu nächst einmal befremdlich und ungewohnt, sind Utopien doch in der Linken ein verpöhntes Thema. Allerdings wird nicht nur wild „herum-utopiert“, sondern eben auch der jetzige Zustand der Gesellschaft aus herrschaftskritischer Sicht reflektiert und analysiert.

So versuchen sie darzustellen was Herrschaft ist und wie diese überwunden werden kann (und warum dies sinnvoll ist). Ihre Utopie, besser gesagt die Umrisse einer möglichen Utopie, beinhalten dabei als wesentlichen Bestandteil Autonomie und Kooperation, die als Grundpfeiler einer emanzipatorischen Gesellschaft gelten. Autonomie meint in diesem Fall die komplette Unabhängigkeit und Selbstbestimmung des Individuums, Kooperation meint die freiwillige Zusammenarbeit auf gleichberechtigter Basis mit anderen Individuen zur Regelung des gesellschaftlichen Miteinander. Beide Punkte sind untrennbar verbunden, wenn mensch eine herrschaftsfreie Welt erreichen will.

Anhand dieser Überlegungen werden Argumente die angeblich gegen eine herrschaftsfreie Welt sprechen widerlegt, bzw. Argumente warum eine herrschaftsfreie Gesellschaft not tut aufgezeigt. Dabei werden die heutigen Zustände „durch die Herrschaftsbrille“ analysiert; auch die Linke, die Umweltbewegung und andere Bewegungen bleiben dabei nicht verschont.

Heikle Themen (Umgang mit „Kriminellen“, Erziehung, Egoismus), die einem in Diskussionen um Herrschaft immer wieder als scheinbare Gegenargumente begegnen werden ebenfalls behandelt und diskutiert.

Allerdings gibt es auch einiges an Kritik an diesem Buch. So wird Kapitalismus zum Beispiel nur als ein Teil der Herrschaft angesehen, es wird keine Perspektive für eine soziale Revolution (diese ist hier gar nicht mehr berücksichtigt) diskutiert, Tierrechte werden flach abgehandelt und einiges mehr. Trotz dieser theoretischen Schwächen und Unausgewogenheiten gelingt dem Buch es herrschaftsfreie Visionen zu vermitteln, Argumente zu liefern und auch Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Theoretische Diskussionen werden so ja provoziert und grade weiter angefacht…

So liefert dieses Buch nicht die einzige wahre Theorie zu Errettung der Gesellschaft, sondern zeigtvielmehr viele wichtige Kritikpunkte an den herrschenden Zuständen und Vorschläge, wie es anders laufen könnte. Ein wichtiger Diskussionsbeitrag, der nicht nur Linke zum reflektieren der eignen Praxis anregen und theoretisch stärken kann, sondern eben auch andere Menschen ansprechen könnte.

(Seitenhieb Verlag, ISSN 1862-2399)

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